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Es gibt nicht viele gute und umfassende Biographien von Meistern der Kampfkünste. Wolfgang Ettig hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Situation zu verbessern. In „Takamatsu Toshitsugu: Die Biographie einer Kampfkunstlegende“ aus dem Jahr 2004 widmet er sich dem Leben und Wirken einer prominenten Figur der japanischen Kampfkünste. Takamatsu Toshitsugu lebte von 1889 bis 1972 in Japan und galt als ein angesehener Meister des Kukishinden-Ryû sowie als einer der letzten „großen Krieger in der historischen Tradition der Kampfkünste“.

Das Buch hat zwei Hauptkapitel: 1) Takamatsu Toshitsugu, der letzte Shinobi (S.21-162) und 2) Fujita Seiko (S.163-199). Im Anhang findet sich eine Reihe von Kurzprofilen, die die „Erläuterungen in den Endnoten“ entlasten (S.202-216) und „gezielt Informationen über diverse Charaktere“ bereitstellen sollen (ebd.). Dem schließen sich ein „Verzeichnis der im Text erwähnten Kampfkunstschulen“ (S.217-224), ein Glossar (S.225-230), das Quellenverzeichnis (S.231-232) und das Endnotenverzeichnis (S.233-248) an.

Obwohl Primär- und Sekundärquellen zum biographischen Material nur „spärlich“ ausfallen (S.12) beeindruckt das vom Autor sehr umfangreich zusammengetragene Quellenverzeichnis. Sehr schön ist die Auswahl von zeitgenössischen Fotos und Postkartenmotive, die einen Einblick in die Zeit der Region geben, in der Takamatsu aufgewachsen ist. Der Umfang der Arbeit von insgesamt 249 Seiten ist eindrucksvoll. Um die zeitgenössische Stimmung der „Ninja-Szene“ einzufangen, bietet die Kurzbiographie über Fujita Seiko (1899-1966), der als letzter Ninja des Koga-Ryû galt, eine hervorragende Ergänzung.

Zwar kann ein biographisches Werk niemals umfassend sein. Allerdings wäre es für die Arbeit von großen Vorteil gewesen, vermehrt auf japanische Quellen zu setzen – insbesondere wenn es sich bei der Zentralfigur um einen Japaner handelt. So wären beispielsweise die Bücher von Fujita Seiko (1928) „Zukai Shurikenjutsu“ und Nawa Yumio (1972) „Ninjutsu No Kenkyu: Hissho no Heiho“, eine wichtige Ergänzung für die Erstellung des Werkes gewesen. Darüber hinaus hätte die Beteiligung zeitgenössischer Kampfkunstmeister sowie von Personen, die Takamatsu persönlich gekannt bzw. getroffen haben (z.B. Tanemura Shoto, Takamatsus Tochter usw.), das biographische Gesamtbild sehr gut abrunden können. Bei den zahlreichen verwendeten Zitaten wäre es gut gewesen, wenn der Autor klarer deutlich gemacht hätte, wer, wann und in welchem Zusammenhang etwas gesagt hat.

Völlig fehlt die Beteiligung von Hatsumi Masaaki, einem langjährigen Schüler von Takamatsu, der nachweislich über eine der umfangreichsten Sammlungen über japanische Kampfkünste und insbesondere des Ninjutsu verfügt. Darunter sollen sich Aufzeichnungen von bzw. ein Briefverkehr aus insgesamt 15 Jahren mit Takamatsu befinden. Über die fehlende Unterstützung von seitens Hatsumi kann nur spekuliert werden.

Abschließend kann festgehalten werden, dass die Arbeit seinen Platz in die Reihe von Biographien von Kampfkunstmeistern wie Funakoshi Gichin (z.B. Adams, Kim), Kanô Jigorô (z.B. Watson) und Ueshiba Morihei (z.B. Stevens) einnimmt. Die Arbeit von Ettig ist lesenswert, da die verfügbaren Informationen über Takamatsu erstmals in einer gebündelten Version vorliegen. Es wäre zu wünschen, dass diese Arbeit mithilfe der umfangreichen Resonanz, die sie sicherlich erzeugt hat, sowie weiterer, tiefgründigerer Recherchen in einer 2. überarbeiteten Version aufgelegt werden würde.