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Wer waren die erste westlichen Autoren, die über die chinesischen Kampfkünste geschrieben haben? Diese Frage hatte mich vor einigen Jahren beschäftigt. Herausgekommen ist eine Sammlung von verschiedenen frühen Quellen, die im Magazin „Cultura Martialis“ (4/2005) zu finden ist.

Übrigens, der Erste war der französische Jesuit Jean-Joseph Marie Amiot (1718-1793), der seit 1750 in China lebte und forschte. Im Jahr 1779 berichtete er im Abschnitt „Notice du Cong-fou des Bonzes Tao-sée. Pour opérer des guérisons“ im vierten Band seines Werkes „Mémoires concernant l’histoire, les sciences les arts, les moeurs, les usages, etc. des Chinois” über das chinesische Kung-fu. Hierbei nicht in Verbindung mit militärtechnischen Aspekten, sondern er hebt seinen praktischen Nutzen für die Gesundheit des Menschen hervor.

Im Budoforum (Eintrag vom 17. Oktober 2008) weiß Andreas Quast zu berichten, dass der französische Naturwissenschaftler Pierre Sonnerat (1748–1814) seinerzeit auch über chinesische Körpertechniken schrieb. Möglicherweise findet sich dieser Bericht in einem 1782 veröffentlichen Essay. Die deutsche Übersetzung stammt vom Ende des 18. Jahrhunderts:

„Die Chinesen brauchen bey Prügeleyen den Kunstgriff, die Stelle des Körpers, worauf sie den Schlag erwarten, steif zu machen und abzuhärten, indem sie augenblicklich den Muskel straff machen, so daß der Gegner den Schlag mehr empfindet, als der, dem er zugetheilt war.“

Mehr als 100 Jahre nach Amiot, gegen Ende des 19. Jahrhunderts, ist es der Autor John Dudgeon, der über das
Kung-fu als eine taoistische Medizingymnastik schreibt. Im gleichen Jahr führt Etienne Zi über die Praxis der chinesischen Militärprüfungen aus, dass beispielsweise neben dem Bogenschießen gewisse gymnastische Kraftproben als Prüfungsgegenstand für die Aufnahme zur Offiziersausbildung absolviert werden mussten.