Die Wikinger waren Angehörige einer seefahrenden Personengruppe aus dem Nord- und Ostseeraum. In der Literatur werden sie häufig als Eroberer, Entdecker aber auch „Schrecken der Meere“ bezeichnet. Einem besonderen Aspekt der Nordmänner aus dem Frühmitttelalter, also der Zeit um 800–1050 n. Chr., widmet sich der britische Autor Antony Cummins in seinem Buch „The Illustrated Guide to Viking Martials Arts“ (2012), das laut Klappentext „in effect represents the earliest combat manual in the world“.
Cummins ist vor allem bekannt für seine kontroverse Forschungsarbeit über das japanische Ninjutsu, über das er bereits zahlreiche Beiträge und Monographien veröffentlicht hat. Die Inspiration und Grundlage dieses Buches sind die „Viking Fighting Notes from 23 Sagas“ von Todd Palmer (S. 8).
Nach einer kurzen Definition der Begriffe „Wikinger“ (S. 11-13) und „Kampfkunst“ (S. 15-16) befasst sich Cummins mit den Waffen und Techniken der Wikinger: Schwert (S. 17-62), Speer (S.63-84), Axt (S. 85-113), Schild (S. 115-127), waffenloser Kampf (S. 129-139), Kampf auf dem Pferd (S. 141-142), Kombinationsbewegungen (S. 143-157), Gruppenkampf (S. 159-162), sonstige Aspekte des Kampfes (S. 163-171) und Effektivität der Waffen (S. 173-174).
Der umfangreich illustrierte Bereich mit mehr als 250 Zeichnungen beginnt kapitelweise jeweils mit einer kurzen (historischen) Einführung und kurzen Referenzen zu den historischen Sagas. Bei der Lektüre bleibt allerdings unklar, nach welchen (historischen) Vorbildern die Zeichnungen der Kampfbewegungen angefertigt wurden. Die Einleitungstexte sind zu kurz und wenig gehaltvoll. Hier hätte der Autor den Inhalt auf Basis einer Auswertung der Sekundärliteratur hätte aufwerten können. Fotographien, beispielsweise von historischen Artefakten, hätten diesem Buch gut getan.
Alles in allem ist Cummins‘ Buch in keiner Weise wissenschaftlich fundiert. Quellenangaben fehlen beinahe vollständig. Als Lehrbuch angesehen, können Praktiker sicherlich die ein oder andere Technik oder Bewegungsabfolge in ihrem Lehrplan einbeziehen. Viele Lehrbücher auf dem Markt bieten allerdings bessere Anleitungsalternativen. Wer sich ernsthaft mit dem mittelalterlichen Schwertkampf sowie Waffenübungen aus dem nordischen Raum auseinandersetzt, wird von diesem Buch enttäuscht sein. Wer seinen Übungsplan um einige Kampftechniken ergänzen möchte, findet hier vielleicht die ein oder andere Anregung.