Rotterdam ist nach Amsterdam die zweitgrößte Stadt der Niederlande und international vor allem bekannt für seinen bedeutenden Hafen. Vom heute drittgrößten Seehafen der Welt – so ist überliefert – brachen vor rund 400 Jahren Schiffe nach Ostasien auf, um einen Handelsposten in Japan zu errichten. Dieser Stützpunkt, auf der künstlichen Insel Dejima in der Bucht von Nagasaki gelegen, war während der Edo-Zeit der einzige Ort, an dem direkte Handelsbeziehungen mit dem Westen möglich waren, und damit auch im gewissen Maße der einizge Ort des kulturellen Austauschs zwischen Japan und Europa.
Das Rotterdamer Wereldmuseum hat nun über 300 Objekte von Museen und Privatsammlungen aus Japan und Europa zusammengetragen, um einen Einblick in das Leben der japanischen Samurai zu geben. Leihgeber waren unter anderem das Stibbert Museum in Florenz, Vanderven Oriental Arts in s’Hertogenbosch, die Luc Taelman Collection und das Maritiem Museum Rotterdam. Ich habe mich kürzlich nach Rotterdam aufgemacht, um mir die Sonderausstellung „Samurai“ anzusehen.
Die Ausstellung beginnt in der 2. Etage des ehemaligen Rotterdamer Jachtclubs, in dem heute das Wereldmuseum – bekannt für eine umfangreiche Kunstsammlung (‘de Collectie’) mit insgesamt 2.000 Exponaten aus Ozeanien, Asien, Afrika und Amerika – untergebracht ist. Im ersten Raum der Samurai-Sonderausstellung sind zahlreiche Sashimono, also Standarten verschiedener Clans. Dort wird auch ein Kurzfilm über das Leben und Wirken der japanischen Samurai gezeigt, der den Besucher in das umfangreiche Themenfeld einführt. Wenn man diesen Bereich hinter sich lässt und ein wenig weitergeht, befindet sich – hinter einem schwarzen Vorhang – eine beeindruckend gestaltete Austellungsfläche: Rechts und links sind jeweils acht Samurai-Rüstungen ausgestellt, die aus verschiedenen Jahrhunderten stammen. Die Tonkulisse in diesem größeren Raum führt den Besucher zudem scheinbar in eine Zeit zurück, in der Samurai sich kriegerischen Auseinandersetzungen konfrontiert sahen: Aus Lautsprechern tönen Geräusche von Schwerthieben und martialischen anmuten Trommeln.
In weiteren Räumen werden zahlreiche weitere Ausstellungsstücke der Samurai-Krieger geboten: Historische Naginata, Yari, Katana, Wakizashi, Tsuba, eine Hora-Muschel, Musketen sowie Pfeil und Bogen. Letztere stammen aus dem Besitz von Willem III (1817-1890). Zwei Schwerter aus der Sammlung gehörten dem niederländischen Vize-Admiral Gerhardus Fabius (1806-1888), der Mitte des 19. Jahrhunderts Japan mit dem Schiff bereiste. Darüber hinaus ist eine große Auswahl von Samurai-Helmen mit verschiedensten Verzierungen Teil der Ausstellung. Interessant sind hier die außergewöhnlichen Motive: Ein Helm mit einem Schweif aus Yak-Haar, einer mit einer riesigen Insektenfigur sowie ein Helm, auf dessen Spitze eine Krakenfigur angebracht ist.
Die Ausstellungsräume in der 3. Etage widmen sich zum Teil dem nicht-kampfbezogenen Leben der Samurai. Hier gibt es auch zahlreiche Abbildungen (z. B. Farbholzschnitte), die unterschiedliche Szenen aus mehreren Jahrhunderten zeigen. Der Abschluss der Ausstellung bietet ein Ort der Ruhe: Der letzte Raum beherbergt einen nachgebauten „Zen-Garten“.
Die Sonderausstellung ist eine sehenswerte Zusammenstellung von Exponaten aus mehreren japanischen Zeitepochen rund um das Thema Samurai. Ein Besuch ist noch bis zum 26. Mai 2013 möglich.