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Die wissenschaftliche Beschäftigung mit den japanischen Kampfkünsten hat erst in den vergangenen Dekaden an Fahrt aufgenommen. Ein wichtiger Bestandteil der Forschung ist die Verwendung originalsprachlicher Quellen. Eine Bibliographie ist auch in Zeiten von Internet und Online-OPACs ein wesentliches Hilfsmittel bei der Quellenrecherche. Für die Kampfsport/-kunstdisziplinen Karate und Kobudo legt jetzt der deutsche Budoka und Autor Andreas Quast erstmalig ein umfassendes Bibliograhiewerk vor: „Bibliography of Japanese Karate and Kobudo Literature. From the First Karatebook to the 21st Century – More Than Six-hundred Most Important Sources“ (2013). Die Bibliographie scheint eine umfassend erweiterte Version von Quasts Arbeit „Der verwirrte Adept: Quellen zum Ryukyu Kobudo“ von 2005 zu sein.

Das Werk umfasst, wie der Titel bereits verrät, mehr als 600 Einträge – sowohl alphabetisch (S. 1-90) als auch chronologisch (S. 91-180) geordnet. Für jeden Eintrag sind, wie es sich für ein professionelles Bibliographiewerk gehört, alle relevanten Quellenangaben verzeichnet. Zu den originaljapanischen Titeln liefert Quast sowohl die Transkription der japanischen Schrift in die lateinische Schrift auf Basis des Hepburn-Systems als auch englischsprachige Übersetzungen.

Neben Werken zu Karate und Kobudo sind in der Bibliographie ferner Titel aufgeführt, die sich, obwohl sie die japanischen Schriftzeichen „Kara“ und „Te“ enthalten, nicht auf die aus Okinawa stammende Kunst beziehen, sondern japanische Selbstverteidigungsformen beschreiben (z. B. Buyōken Kensai: „SOKUZA KATSUYŌ MUTE GOSHINJUTSU“, Tōkyō, 1917). Diesen Titel hatte bereits Ryukyu-Forscher Shunzo Sakamaki (1906-1973) in seinem 1963 erschienenen Bibliographiewerk „Ryukyu: A Bibliographic Guide to Okinawan Studies“ irrtümlicherweise (siehe dazu auch Graham Noble: “The First Karate Books”, 1995) dem Karate zugeordnet. Dieses allerdings schmälert Quasts Arbeit auf keine Weise, denn derartig zeitgenössige Arbeiten vervollständigen eine Bibligographie zu Karate und Kobudo auf hervorragende Weise und ergänzen das Gesamtbild des umfangreichen Themenfeldes.

Fazit: Quasts Bibliographie ist ein äußerst wichtiger Beitrag sowohl für den interessierten Adepten, der sich mit dem japanischen Karate und Kobudo beschäftigt, als auch den wissenschaftlich Interessierten, der hoplologisch forscht. Das Buch sollte zudem in keiner japanologischen Fachbibliothek fehlen. Einziger Wermutstropfen ist der Umstand, dass der Bibliographie ein Einführungstext fehlt. Es bleibt zu hoffen, dass Quast in einer neuen überarbeiteten Auflage neben der Korrektur einiger leichter typografischer Fehler (z. B. „Bukiyōsha“ vs. „Bukyōsha“), in Zukunft seine Erfahrung in der Recherche von japanischsprachigen Titeln sowie deren Übersetzung in einem einleitendem Kapitel mit dem Leser teilen wird.